V6 Bleifrei Umbau

  • Die Einlassventile und deren Sitzringe sind thermisch viel weniger belastet, da sie durch das einströmende Frischgas gekühlt werden. Gussköpfe mit Problemen haben die nie am Einlass und ich habe Sitzringe auch nur an den Auslässen machen lassen.

    Bleifreizusätze sind hauptsächlich gut für die geschundene bleifreie Seele des Fahrers und für den Geldbeutel des Anbieters gut. Vermutlich ist ein Stück Bleikristall am Innenspiegel baumelnd genau so wirksam wie die tollen Zusätze.

  • Also immer nur für die Auslässe? war mir auch nie wirklich klar.


    Wie ist es mit Zusätzen?

    Hab gehört das das eine gute Option ist.

    Der Verschleiß passiert folgendermaßen:

    Das Auslassventil beginnt bei entsprechender Motorbelastung am Teller zu glühen. Es hat nur zwei Möglichkeiten die Wärme abzugeben: Über den Schaft und die Führung an den Kopf und damit letztlich ins Kühlwasser. Oder direkt vom Teller an den Sitz, aber eben nur während es geschlossen ist. Ist der Sitz nicht gehärtet passierts: Das glühende Ventil klebt im Augenblick des Schließens an das Sitz-Metall an, ähnlich wie ne schlechte Punktschweißung. Wenn es kurz darauf wieder öffnet, zereißt diese Klebeverbindung und das Ventil reißt ein paar Atome aus dem Ventilsitz raus, die vom Abgas weggeblasen werden. Das Ventil selber, weil es aus vergütetem hitzefestem Stahl geschmiedet ist, bleibt unbeschädigt. Die Sitzfläche wird also abgetragen, das Ventilspel wird somit kleiner. Dadurch schließt das Ventil später und öffnet früher. Ist also nicht so lange geschlossen, hat nicht so lange Zet zum Abkühlen. Wird also heißer....Teufelskreis


    Das Einlassventil wird ja ständig von kühlem Frischgas (<50°C) umströmt und nicht vom heißen Abgas (>800°).

    Es kann unmöglich so heiß werden, dass es am Sitz anklebt.


    Zusätze, die kein Blei enthalten, können bei Oma-Fahrweise und Kurzstrecken was bringen. Wird der Motor richtig belastet, sind sie wirkungslos.


    Edit: Miguel war schneller...

    Einmal editiert, zuletzt von taunusrainer ()

  • Gerne enthalten sie irgendwelche Salzverbindungen, die den Effekt von Bleitetraethyl nachahmen sollen aber nich können und je nach Chemie zu erheblicher Heiss- oder Kaltkorrosion führen.

    Das Blei hat diese Mikroverschweissungen und damit den Materialabtrag am Auslasssitz verhindert.

  • Tatsache ist, Bleiersatz verlangsamt den Ventilsitzabbau und bei moderater Motorbelastung kann man damit ein ganze Weile fahren.

    Bei Autobahnfahrten bringt es eher nix mehr wenn man sich nicht gerade hinter den LKW einreiht.


    Liebl macht auch nur die Auslasssitze beim Bleifreiumbau. Ich selbst würde das Einsetzen der Ringe immer einem Fachmann überlassen auch wenn ich sonst vor wenig zurückschrecke. Beim bloßen Einpressen ohne Heizen/Kühlen weiß man nie ob das Ding nicht teilweise verkantet, einen Span zieht und dadurch nicht richtig aufsitzt am Ende.

  • Bei Autobahnfahrten bringt es eher nix mehr wenn man sich nicht gerade hinter den LKW einreiht.

    Genau da habe ich bei meinem 2,8er der Unterschied recht deutlich gemerkt.

    Berlin->Hannover ohne Bleiersatz aber mit Vollgas hat mich auf 3/4 der Strecke den Rastplatz aufsuchen und die Ventile einstellen lassen.

    Mit der Plörre hatte ich dieses Problem nicht mehr.

  • Soo ein kleines update vor dem Weihnachtsurlaub:


    Die Ringe sind von Kolbenschmidt, ich meine wir haben die flachen (HM?) Ringe genommen für normale Verbrennungstemperaturen im Motor. Dei Einpressmaße dafür gibt Kolbenschmidt wie folgt an:


    0.08 mm für Grauguss

    0.09 mm für Alu


    Wie liegen da im mittel, die Köpfe wurden auf ca, 150°C erwärmt. Kalt würde ich die Ringe da nicht reinkloppen wollen. Die Gefahr, dabei einen Spahn zu ziehen ist einfach zu groß.


    Das von meinem Kollegen eigesetze Gerät ist ein VIDA Nachbau.


    Weitere Bilder und Infos zur Bearbeitung der Sitze folgen später. Soweit ich noch weiß ist der Winkel vom Ventilsitz und dem Ring etwas unterschiedlich, damit sich der Ventilsitz wärmebedingt besser am Sitz abstützt. Ich haffe, ich habe das jetzt so richtig wiedergegeben :biggrin


    To be continued...

  • Was braucht es denn da für eine Maschine um die Bohrungen für die Sitzringe genau fluchtend zur ventilführungen zu setzen? Mit ner säulenbohrmaschine geht das nicht, oder? Und muss man nicht erst die ventilführungen erneuern oder auf Übermaß bringen?

    Klingt ja im Grunde recht einfach, sobald man den Maschinenpark in gebraucht im 5 stelligen Bereich stehen hat. Aber wer hat das schon?

  • so schlimm ist das nicht. ne alte russische oberfräse reicht da schon aus. wichtig ist, dass du den kopf genau aufspannst und mit einem piloten den fräser über den ventilschaft zentrierst. und dann gehts einfach nur abwärts mit dem fräser.

    dann muss natürlich der sitzring noch gefräst werden. selbes prinzip, führung einmitteln und winkel fräsen.

    passendes werkzeug gibts regelmäßig bei kleinanzeigen

  • so schlimm ist das nicht. ne alte russische oberfräse reicht da schon aus. wichtig ist, dass du den kopf genau aufspannst und mit einem piloten den fräser über den ventilschaft zentrierst. ...

    Rischtisch ... Um aber die erforderliche Passungsgenauigkeit hinzubringen, muss man auch da seeehr vorsichtig arbeiten. Das Warm-Einschrumpfen ist für den Kopf noch am schonendsten, man muss halt den gekühlten Sitzring mit einer (selbstgebauten) Einsetzhilfe beherzt eintreiben, sonst muss der halb drinsitzende Ring wieder raus. Auch das ist uns gelungen, indem in den Sitzring eine dicke (Unterleg-)Scheibe eingeschweißt wird. Bei Abkühlung zieht sich der Sitzring etwas zusammen und läßt sich mit vorsichtigen Hammerschlägen und einem Dorn durch die Führung austreiben. Das Verfahren haben wir bei "Brasilien-Köpfen" für Käfer-Motoren angewendet, weil deren Sitzringe nur verstemmt wurden und nach Berichten anderer Schrauber im Betrieb gelegentlich lose kamen - mit entsprechend drastischen Folgen!


    Es gibt Betriebe, die klopfen Ventilführungen und Sitzringe mit einer Art "pneumatischem Bohrhammer ohne Drehung" an Ort und Stelle. Das haben ein Freund und ich tatsächlich an einem ausgedienten Zylinderkopf bei Ventilführungen geschafft ... bei den Sitzringen war das Ergebnis eher kläglich ...


    Natürlich muss nach dem Einschrumpfen der Zylinderkopf geplant werden!

  • so schlimm ist das nicht. ne alte russische oberfräse reicht da schon aus. wichtig ist, dass du den kopf genau aufspannst und mit einem piloten den fräser über den ventilschaft zentrierst. und dann gehts einfach nur abwärts mit dem fräser.

    dann muss natürlich der sitzring noch gefräst werden. selbes prinzip, führung einmitteln und winkel fräsen.

    passendes werkzeug gibts regelmäßig bei kleinanzeigen

    Da hat der Onkel den Arbeitschritt exakt beschrieben...

  • Und bei allem Werkzeug im vier- bis fünfstelligem Bereich, eins ist dabei immens wichtig:


    Die Erfahrung der Person, die dies brechnet und durchführt. Wie gesagt, mein Arbeitskollege ist gelernter Motorenbauer/-instandsetzer mit mehrjähriger Berufserfahrung, der weiß schon was er dort tut und kann über einige in der Welt rumschwirrenden Gerüchte/Arbeitsweisen zum Thema Ventilsitze nur schmunzeln.


    Der damalige Bericht in der OM war übrigens für uns der Anlass, dies selber durzuführen. Mit den Worten "Das ist doch keine Raketentechnik, das geht auch einfacher und billiger" sind wir mit der Planung gestartet.

  • Meinst Du die Werkzeuge von Hunger, Serdi, Newen ... ?

    Hunger gebraucht (meist verbraucht) und unvollständig, teilweise noch nicht für Bleifreisitze geeignet, fangen irgendwo jenseits von 500€ an ...

  • Der damalige Bericht in der OM war übrigens für uns der Anlass, dies selber durzuführen. Mit den Worten "Das ist doch keine Raketentechnik, das geht auch einfacher und billiger" sind wir mit der Planung gestartet.

    geht ihr in serie?

  • Ja so in der Richtung, der den ich mal benutz hab war einfacher als der für 1000 aber mit ner rotierenden klinge. ist aber einfacher als Maschinell denke und treffgenauer auf Anhieb.

    Da muss man halt aufpassen. Die alten sets sind oft nur fürs nachschneiden gedacht und nicht für die bearbeitung von rohhartmetalringen. Ich würd da lieber die passenden maschinenfräser neu kaufen. Mit den drei fräsern die man braucht ist man dann wahrscheinlich auch unter 500 aber auf der sicheren seite. Weil genau die winkel werden im altset auch benutzt sein.

    Ich krieg grad wieder lust mal nach ner fräse zu gucken, der alljährliche schub...