Es hört einfach nie auf...

  • meiner meinung nach eines der gefälligeren designs aus den 80ern, das dem kritischen betrachter auch heute noch aus allen winkeln standhält, aber das hatten wir schonmal irgendwo :no:

  • Christoph:


    Du fällst Deine Urteile aber sehr schnell.


    Jeder der mich gut kennt, weiss von meiner Vorliebe für die USA. Seit annähernd drei Jahren bastele ich nun konkret an meinen Auswanderplänen herum, und der Pontiac steht irgendwie stellvertretend dafür. Ich habe meinen Lieblingsradiosender aus Detroit auf Cassetten gehört, die mir meine Kollegen mitgeschnitten haben, wann immer ich mit dem Auto gefahren bin. Der Wagen ist voller Aufkleber - meines Lieblingslokals, meines Hockeyteams, einfach alles was mich mit Detroit verbindet. Aber es tut weh, rübermachen zu wollen und nicht zu dürfen, und so allmählich weicht meine Begeisterung für dieses Land der Resignation und der puren Enttäuschung. Aber wie kann ich erwarten, dass Du sowas verstehst?


    Dieses Frühjahr wäre ich an meinem Fernweh fast kaputt gegangen, erst seit ich wieder regelmässig im Forum unterwegs bin, gehts mir erheblich besser. Ich habe wieder richtig Bock, mich oldtimertechnisch auszutoben und vermisse auch die alten Kollegen ausm Forum, die ich früher oft gesehen habe. Ich kann ja nicht ewig so weitermachen, einem Leben hinterherzulaufen, dass derzeit nichts anderes als eine schöne Illusion ist.


    Und jetzt läuft mir dieser Granada über den Weg, der ja auch ganz prima zu meinem Vagabundendasein passt - das ist mir zumindest einen Versuch wert.

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  • Schau dir den Granada heut an, flieg dann erstmal in den "Urlaub" und entscheide danach was du machst... ;)
    So wie es sich ließt, läuft dir der Granni ja nicht weg.

  • Genauso werde ich das auch machen.




    Der heutige Besichtigungstermin war ein echter Spass. Der Besitzer, Max, ein 82jähriger Herr, gegen den so mancher 50jährige keine Schnitte hätte, spritzt den Granni grade mit dem Gartenschlauch ab, als ich auf den Hof fahre. Er ist gleichermassen irritiert und fasziniert vom Anblick des Pontiac: "Das ist aber kein Italiener, oder? Ich dachte erst, das wäre ein Maserati...ich mag italienische Autos nicht, die taugen nix!" Gegen das Versprechen, ihm eine kleine Spritztour "mit diesem Flugzeug auf Rädern" zu gewähren, überlässt er mir seine Schlüssel und lässt mich den Granada in aller Ruhe inspizieren.


    Da steht er nun, der 1979er GL mit dem 2,8er Versagermotor - nach dem zweiten Schlüsseldreh (Kaltstart) blubbert der Motor gemütlich vor sich hin. Der Motorraum sieht aus wie neu - Stehkanten, Kotis...alles wie geleckt, auch der HBZ und sämtliche Anbauteile. Es fällt mir schwer zu glauben, dass dieser Wagen schon 31 Jahre alt sein soll. In den Hohlräumen klebt dicker Wachs - unter den Kotiauflagen, im Schlossträgerblech, einfach überall. Windschutzscheibenrahmen und Heckscheibenrahmen sind tiptop, ebenso die Wasserabläufe, auch der Kofferraum sieht wirklich aus wie neu. Der Innenraum hinterlässt den gleichen guten Eindruck - keine Brandlöcher, Verfärbungen, Flecken oder Risse...es riecht sogar noch neu. Alle elektrischen Helferlis arbeiten wie sie sollen, der Wagen hat vorne elektrische Fensterheber und sogar schon eine Zentralverriegelung.


    Max hat den Granada 1979 brandneu gekauft, als Zweitfahrzeug neben seinem Geschäftswagen, und ist seither nur 45.354 km gefahren - und das merkt man auch. Der Motor läuft einwandfrei, die Automatik schaltet butterweich, und die Wirkung der Bremsen erstaunt mich gradezu. Allerdings sind die Gummibuchsen an der Vorderachse hinüber, eigentlich sind sie quasi nicht mehr vorhanden, und die Karosse dokumentiert mit ihren zahlreichen Kratzern und Dellen das Leben eines klassischen Rentnerautos und den damit verbundenen Einparkremplern. Beide Stosstangen könnten aus dem gleichen Grund mal ersetzt werden, und der Lack bräuchte dringend mal ne ausgiebige Politur, aber rosttechnisch ist der Ford eine echte Bombe. Endspitzen, Radläufe, Schweller - alles 1a. Nur die unteren Enden der Kotis haben Flugrost, wurden daher einst schwarz übergepinselt...nichts, was man nicht an einem Schrauberwochenende in den Griff bekäme.



    Max erzählt, dass er ständig so viele Kärtchen an den Wischer gesteckt bekommt - Fähnchenhändler, die den Wagen im Internet verramschen wollen. "Das kommt aber nicht in Frage, dann fahre ich ihn lieber bis ans Ende weiter". Der Granada sei ihm langsam einfach zu gross, er wolle jetzt lieber etwas Kleineres haben. Den Smart, zu dem ihm sein Sohn (ein begeisterter Mercedesfan) geraten hat, kann ich ihm aber grade noch ausreden. Er erzählt mit Begeisterung von seiner Frau, die vor 15 Jahren verstorben ist, wie sich sie mal mit seinem FIAT Spider im Garten in der Wäscheleine verhedderte und den Wagen schliesslich gänzlich zu Schrott fuhr, noch ehe sie den Garten wieder verlassen konnte. "Ich weiss bis heute nicht, wie sie das gemacht hat!"


    Beim Thema Preis kommen wir schliesslich ins Stocken - ich weiss ehrlich gesagt nicht so recht, wie ich den Granni ansetzen soll, ein zu niedriges Angebot wäre hingegen ja schon fast unverschämt. Aber Max hat es mit dem Verkauf ja auch nicht so eilig - "...ich will mit dem Ford auf jeden Fall noch eine Grossglocknertour machen..." - also verbleiben wir so, dass ich mich einfach wieder bei ihm melde. An jemand anderen verkaufen will er den Granada nicht.


    Die kurze Spritztour um den Block mit dem Firebird findet er aufregend, auch wenn er nicht versteht, warum das Auto so ausladend und gleichzeitig so unübersichtlich sein muss - und die Digitalanzeigen würden ihn auf Dauer ganz nervös machen. Wo ich mir nach der Rückkehr Granada und Firebird so nebeneinander betrachte, fällt mir auf, das beide Autos nur 8 Jahre auseinander liegen, die Modellreihen Granni Mk II und der 3rd gen Firebird sogar nur ein Jahr. Ich habs vermutlich einfach nicht mitbekommen, wie der Ford Granada, dessen Solidität und Qualität mich heute erneut beeindruckt haben, zu einem richtigen Klassiker gereift ist.


    Jedenfalls habe ich jetzt genug Zeit, um mir das alles mal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen.









  • Schicker Wagen, schöne Story. Also alles richtig gemacht. :spitze:
    Irgendwie muss ich zugeben, dass dem die Stahlfelgen wirklich gut stehen. :gruebel:


    Wer hat noch welche für mich? :paranoid: