Warum man Hochwasserwarnschilder nicht ignorieren sollte.

  • Ich will ja nicht rumspammen, aber ich bin krank, überall ist tote Hose und mir ist langweilig. Also berichte ich mal von meiner Weihnachts-Odysee.


    Eigentlich fing alles ganz harmlos an, von Koblenz sollte es ins 70km entfernte Ediger-Eller zu meinem Elternhaus gehen. NATÜRLICH hat es Nachts noch geschneit, aber für einen halbwegs versierten Fahrer stellt sowas doch kein Problem dar. Mit Freundin und 2 Kumpels im Gepäck ging es dann erstmal Richtung Autobahn. Nach 5 Kilometern bergab "fahren" und einer Schlange von ca. 20 ungeduldigen Premium-Automarken-Fahrern hinter mir war ich dann auf der Autobahn. Geräumt war die natürlich nicht, wieso auch? War ja erst 11 Uhr vormittags. So sah das da aus:



    Eine gute Stunde (und zwei Plastikkarren-Wracks auf dem Standstreifen) später kam dann die Autobahnabfahrt "Laubach" der A48 - Hier musste einer der beiden Mitfahrer raus. Das war auch die Stelle der Reise, an der ich festgestellt habe, dass die Autobahn scheinbar doch geräumt war, denn ab dieser Ausfahrt war auf dem nächsten Wegabschnitt ca. 20cm Schnee und Eis auf der Straße. Naja, fährt man halt langsam, geht schon. 30 Minuten und 4 Kilometer später sind wir dann endlich in dem Eifelkaff angekommen. Dort musste ich dann nach absetzen des Kumpels auch nur 3 mal angeschoben werden um das nächste Eifelkaff anzufahren, wo der zweite Mitfahrer abgesetzt werden wollte. Die direkte Verbindung war gesperrt, so musste ich wieder auf die Autobahn. Auf dem Beschleunigungsstreifen stehend sah ich dann auf der Autobahn 2 Schneeräumer ankommen. Im ersten Moment war die Freude groß. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als ich einen ca. 3 Meter hohen Parabelbogen aus Eis und Schneematsch näherkommen sah. Nach 5 Minuten war das Auto auch schon wieder freigegraben und es ging weiter ins zweite Eifelkaff namens Greimersburg. Das Auto sah inzwischen so aus:



    Nun denn, Kumpel abgeladen, 3 mal angeschoben worden, alles Standard. Der (vermeintlich) letzte Schritt der Reise war dann die erfreulicherweise geräumte "Endert" runter nach Cochem an die Mosel. Das Schild "Anlieger Frei bis Cochem wegen Moselhochwasser" habe ich so gedeutet: Demnächst Hochwasser, und weil wir keinen Bock haben an Weihnachten Schilder aufzustellen stehen die halt jetzt schon hier. Meiner Interpretation schloss sich dann auch ein verängstigter Twingo an, der mir den Berg hinunter folgte. In Cochem selber sollte es dann die Ausweichstrecke auf einen anderen Berg wieder hoch gehen. Der wird ja sicherlich geräumt sein, wenn die Moselstrecke wegen Hochwasser gesperrt ist...Nun ja, von unten konnte man sehen, wie sich auf diesem Berg (über 30% Steigung, keine Wendemöglichkeit) bereits 4 oder 5 Plastikkarren festgefahren hatten. Mein analytischer Verstand sagte mir: Ist die Hochwasser-Ausweichstrecke nicht geräumt, muss die Moselstrecke scheinbar noch frei sein! Logisch. Unten an der Mosel dann erneut: "Keine Durchfahrt, Hochwasser!" An dieser Stelle bot der Blick aus dem Fenster noch folgendes Bild:


    PASST SCHON!
    Ich folgte dem Beispiel eines lila Audi A3 mit Fickfolie an der Heckscheibe und fuhr trotzdem. Nach 2 Kilometern stand das erste Wasser auf der Straße, ca. 10cm tief. Kein Problem. Nach der nächsten Ortschaft waren dann immer größere "Pfützen" auf der Straße, und langsam wurde mir mulmig zu mute. Die Grenze zwischen "Fluß" und "Straße" war nunmehr lediglich durch die Leitplanke gekennzeichnet. Ein Fußgänger berichtete aber, das ein Vorankommen noch möglich sei. Die rettende Brücke auf die höher gelegene Moselseite war nur noch weniger Kilometer entfernt. Allerdings waren die "Pfützen" vor mir nunmehr 30-35 cm tief... Spätestens hier hätte der vernünftige Autofahrer zur Räson kommen sollen und einen alternativen Weg suchen sollen. Leider gehörte ich nicht zu dieser Kategorie Autofahrer. Ich manövrierte also durch das fast Knietiefe Wasser und umfuhr geschickt das Treibgut. Meine Freundin meldete sich zu Wort: "Schatz, wir sollten umdrehen. Vorne sind Enten auf der Straße. Aber die watscheln nicht....die schwimmen!" Als guter Partner beruhigte ich sie, faselte etwas von "solider Technik" und umschipperte die Enten. Einen Kilometer später passierte es dann...Es ruckelte 2 mal unspektakulär und die Karre war aus. Vor mir 1 Kilometer Wasser, hinter mir 2 Kilometer. Tendenz steigend. Leichter Anflug von Panik. Als der Zündverteiler endlich trocken war, ging es im Rückwärtsgang einen Kilometer durch die Fluten zurück. Ich wendete auf einer Insel aus Asphalt und kam noch 200 Meter weiter, bevor die Karre wieder absoff. Starker Anflug von Panik. Glücklicherweise kam aus der Richtung, in die ich Ursprünglich wollte ein Mercedes-Benz Vito aus den Fluten gefahren. Als Taunus-Fahrer habe ich natürlich ein Abschleppseil dabei. Ich liege also bei Minus 5 Grad im Moselwasser und befestige das Abschleppseil. Natürlich reißt es nach 500 Metern. Mit Starthilfe (die Batterie war inzwischen leer georgelt) mitten im Wasser (2 mal hintereinander) habe ich es dann wieder zurück nach Cochem geschafft, von wo aus die Reise mit dem Zug weiter ging. Morgen werde ich mal nach Cochem fahren und das Hochwassertreibgut aus dem Unterboden kratzen.


    Frohe Weihnachten!

  • Naja ist ja alles gut gegangen, abgesehen davon, dass ich jetzt krank bin. Aber dafür was (eigentlich selbstverständliches) gelernt. Aber was soll man auch machen? Kein Hochwasserersatzweg geräumt....Ohne Traktor hat man verloren.

  • Naja...es sind Ganzjahresalus mit Ganzjahresreifen. Mach ich auch nicht mehr, Aber schnee unten im Moseltal haben wir alle 5-6 Jahre mal, normalerweise ging das mit den Dingern immer.


    Edit: Ich kauf mir nen Magirus Deutz und rette so Trottel wie mich aus den Fluten! Für Bargeld!

  • hättste vorher sagen sollen, dann hätt ich ihn schwimmfähig gemacht und ne lenzpumpe angebaut.... :mo:

  • ...kottenhain war aber nich ganz so kalt, mein ich....

  • selbst schuld. dir ist doch gesagt worden, du sollst nicht hinter 2 coolen typen wie mir und denis herfahren...

  • selbst schuld. dir ist doch gesagt worden, du sollst nicht hinter 2 coolen typen wie mir und denis herfahren...


    Wir hätten einfach die riesige Wasserlaache rechts und links der Teermaschine einfrieren und drumrum fahren sollen :laugh:

  • Sehr schöne Geschichte, hübsch geschrieben, und gut, dass für Fahrer und Fahrzeug alles gut ausgegangen ist!


    :spitze:

  • He!
    Der erste Taunusfahrer der den Freischwimmer IM Taunus gemacht hatt.
    Und es sind eben genau die geschichten die man den Enkeln erzählen kann !!


    Und Ja, die Wattiefe beim V6 liegt deutlich höher,darum
    " Ändere nicht dein Verhalten , Ändere die Motorisierung "


    Respekt
    xl


    Ps. Alljahresreifen sind fürn Arsch!