verzinnen

  • was nehmt ihr für zinn? hab noch unbekannte mischung zu hause, aber die tropf ich mit dem brenner immer nur auf den werkstattboden :-/


    gab samstag auf dem flohmarkt 10er Bündel Zinnstangen angeblich 90% fürn 5er, ist das ok und brauchbar?


    vielleicht kann ichs auch einfach nicht ;( geht viell. eine gute heißluftpistole auch, da kann ich die hitze knapper regulieren?

  • weiß leider auch nicht, ob das Zinn vom Flohmarkt was taugt (für meinen Geschmack hat es aber zu viel zinnanteil, normal sin 25% bis 35%. 90%iges ist eher zum Gießen von Zinnfiguren gedacht), aber zu deinem Problem, das zu des Zinn nicht aufs Blech, sondern auf den Boden findest, hab ich dir was rausgesucht, das ich ziemlich informativ gefunden habe:





    Die Verarbeitung von Karosseriezinn ist die klassische Methode, Dellen im Blech wieder in eine ebene Oberfläche zu verwandeln.


    Heutzutage verwendet man für solche Arbeiten Kunststoffspachtel in verschiedensten Ausführungen. Der Grund hierfür ist die einfache und schnelle Verarbeitung auf nahezu jedem Untergrund. Nur nebenbei sei erwähnt, dass dieser Spachtel anfangs auch auf Rost hält, was leider dazu verführt, eine Rostlaube kurzfristig in einen schönen Zustand zu versetzen. Neben diesen Eigenschaften hat Kunststoffspachtel aber leider auch den Nachteil, speziell beim Auftragen von dickeren Schichten und an Stellen die Verwindungen oder Vibrationen ausgesetzt sind, mit der Zeit wieder abzuplatzen.


    Karosseriezinn, auch Stangenzinn oder Lötzinn genannt, kann nur auf einwandfrei sauberem und rostfreiem Blech haften. Dann aber verbindet es sich chemisch mit dem Metall und gibt diesem zusätzlichen Halt. Hier liegen eindeutig die Vorteile vom Verzinnen:


    - durch Rost porös und dünn gewordenes Blech wird gestärkt und geglättet


    - Schweißnähte, speziell bei "stumpf" eingeschweißten Blechen, bekommen zusätzlichen Halt, werden vor Rost geschützt und in Form gebracht


    - Passungen von Türen- und Haubenkanten können durch Zinnauftrag "modelliert" werden


    - Beulen und Wellen können ausgeglichen werden (dennoch sollte das Blech vor dem Zinnauftrag so weit wie möglich mit einem Karosseriehammer ausgebeult werden)


    Zum Verzinnen sind nur relativ wenige Arbeitsschritte notwendig, allerdings bedarf es etwas Übung im Zusammenspiel von Lötlampe und Stangenzinn um das Karosseriezinn auf das Blech zu bekommen und in Form zu bringen.


    1.) Das zu verzinnende Blech muss blank und möglichst fettfrei sein. Rost und alter Lack wird mit der Sandstrahlpistole, einem Drahtbürstenvorsatz für Bohrmaschine / Winkelschleifer, oder Schleifpapier entfernt. Günstig ist es, 2-3 cm über die zu bearbeitenden Stellen hinaus zu reinigen, um ausreichen "Spielraum" zu bekommen. Bleche die z.B. mit Unterbodenschutz behandelt waren müssen eventuell noch mit Universalverdünnung o.ä. abgerieben werden.


    2.) Um dem Karosseriezinn einen guten Haftgrund zu geben, wird der Blechbereich mit Verzinnungspaste deckend eingestrichen (vorher gut umrühren; das Zinnpulver setzt sich gelegentlich am Boden ab !). Die Paste wird dann mit einer Lötlampe erwärmt. Nach kurzer Zeit beginnt das Zinnpulver zu schmelzen und verbindet sich mit dem Blech. Dieser Zeitpunkt ist sehr gut erkennbar: Die vorher graue Verzinnungspaste wird silbrig glänzend. Einer gleichmäßigen Verteilung des Zinns kann etwas nachgeholfen werden, indem man mit einem nassen Lappen über das noch heiße Zinn wischt. Ist der ganze Bereich silbern, kann die Lötlampe wieder abgedreht werden.


    Das Flußmittel wirkt leicht reinigend und hat kleine Schmutzreste hoch gedrückt, die vor dem eigentlichen Verzinnen, zusammen mit Flußmittelresten, noch entfernt werden müssen. Dazu wird das Blech gründlich (!) mit einem nassen Lappen abgewischt und möglichst noch trocken gerieben.


    Es kann sein, dass man jetzt einige schwarze Stellen entdeckt. Hier ist kein Zinnpulver hingekommen und das Blech ist durch die Wärmeeinwirkung oxidiert. Dies kann auch passieren, wenn man das Blech zu schnell erwärmt; das Flußmittel verbrennt bevor das Zinn verlaufen kann. Hier muss jetzt neu Verzinnungspaste aufgetragen werden.


    3.) Nun zum eigentlichen Verzinnen:


    Im Temperaturbereich von 180 C bis 250 C ist Karosseriezinn weich (darunter fest, darüber flüssig) und lässt sich gut bearbeiten. Die Schwierigkeit besteht darin, Blech und Zinn in diesem Temperaturbereich zu halten und gleichzeitig das Zinn aufzutragen.


    a) Mit der Flamme von der Lötlampe wird eine etwa 5 x 5 cm große Fläche vom Blech erwärmt. Gleichzeitig hält man die Zinnstange an den Flammenrand, so dass das Zinn warm wird aber noch nicht schmilzt. Hin und wieder tupft man mit der Stange an das warme Blech; schmiert das Zinn dann an der Oberfläche leicht weg und bleibt auf dem Blech haften, ist der richtige Zeitpunkt erreicht, das Zinn etwas stärker zu erhitzen. Wenn der untere Teil der Stange wachsartig weich ist, wird mit einer leichten Drehung, ein Zinnbatzen auf das Blech gesetzt.


    Auf diese Art bringt man jetzt noch weitere Zinnbatzen auf das Blech auf.


    -> Noch soll keine glatte Oberfläche entstehen ! Es ist nur wichtig überhaupt Zinn aufzutragen.


    b) Beim nächsten Arbeitsschritt kommt der Spatel zum Einsatz. Es kann ein Metallspachtel verwendet werden, besser eignet sich aber ein Holzspachtel, weil dieser die Wärme nicht so schnell abführt und das Zinn dadurch besser zu verschmieren ist (Allerdings muss man dafür auch aufpassen, dass man das Holz nicht anbrennt). Gegen die Hitze bestreicht man den Holzspatel am besten mit Leinöl (Apotheke) oder Rindertalg (Fleischer/Metzger).


    Die Zinnhäufchen werden jetzt wieder angewärmt. Halten Sie dabei immer den Spatel bereit (!). Wenn die Zinnoberfläche weich ist, ziehen Sie die Flamme zurück und streichen das Zinn nach und nach mit dem Spatel glatt und bringen es in die gewünschte Form. Dazu muss das Stangenzinn natürlich immer wieder erwärmt werden.


    Ob das Karosseriezinn schon mit dem Spatel verschmiert werden kann, erkennt man auch gut daran, dass die Oberfläche schön glänzt.


    Gegebenenfalls muss man wie unter a) beschrieben auch noch mal neues Zinn hinzufügen. Gerade am Anfang passiert es noch leicht, dass man zu stark erhitzt und das Zinn in einem silbrigen Strom auf den Boden rinnt.


    c) Das Ziel ist es natürlich, eine möglichst gute Oberfläche zu bekommen, die wenig nachbearbeitet werden muss.


    Die verzinnten Partien werden, soweit nötig, anschließend mit einer Karosseriefeile oder auch mit dem Schleifklotz und 80er oder 100er Schleifpapier in die richtige Form geschliffen. Eine Schleifmaschine sollte vermieden werden, da Karosseriezinn Blei enthält und der Bleistaub beim Einatmen GESUNDHEITSSCHÄDLICH ist. Wird sie doch verwendet unbedingt einen Atemschutz tragen !


    Um eventuell vorhandene kleine Täler auszugleichen ist es durchaus "erlaubt", eine dünne Schicht Kunststoffspachtel auf die stabile Zinnschicht aufzutragen. Häufig reicht auch schon Filler aus.


    4.) Ergänzende Tips:


    Wenn große ebene Flächen, z.B. Türhäute, Hauben etc., verzinnt werden sollen, besteht die Gefahr der Bildung von Wärmebeulen. Überhitzen Sie das Blech also nicht und bearbeiten Sie nur kleine Flächen. Sie können diese auch mit einem nassen Lappen hinterher wieder abkühlen oder nasse Tücher um den Arbeitsbereich herumlegen. Bei mäßigem Umgang mit der Hitze besteht aber keine Gefahr für Ihr Blech.


    Außerdem bedenken Sie bitte:


    Wenn Sie es schaffen 50% vom Zinn auf dem Blech zu behalten, dann arbeiten Sie schon ziemlich gut! Also nicht verzweifeln, wenn immer wieder Karosseriezinn auf den Boden läuft.


    Abtropfendes Zinn können Sie sammeln und später zu einer neuen Stange zusammengießen.


    Die „säurefreie" Verzinnungspaste:


    Normalerweise enthalten „Verzinnungspasten" ein Flußmittel mit Zinkchlorid-Anteilen. Dieses Zinkchlorid reagiert zusammen mit Wasser oder Luftfeuchtigkeit zu Salzsäure. Werden die Flußmittelreste nach dem Vorverzinnen nicht gründlich genug entfernt, entsteht während dieser chemischen Reaktion auf dem Metall gleichzeitig Rost. Normalerweise stellt dies aber überhaupt kein Problem dar, da man das Flußmittel und somit auch das Zinkchlorid sehr leicht mit Wasser abwaschen kann, ohne irgendwelche Schäden befürchten zu müssen.


    Arbeitet man aber an überlappenden Blechen und kann nach dem Verzinnen nicht sicherstellen, dass diese Bereiche von hinten, z.B. mit einer guten Hohlraumversiegelung etc. ordentlich konserviert werden, dann empfiehlt sich die Verwendung unserer „säurefreien" Verzinnungspaste.


    Diese Paste enthält ein Flußmittel welches nicht korrosiv reagiert, aber auch nicht abgewaschen werden kann. Dadurch, und durch die Tatsache, dass diese Paste wesentlich dicker ist, ist sie nicht so schön zu verarbeiten wie die normale. Das heißt, das Flußmittel „fällt" als eine braune glasige Kruste aus, die nur durch Schleifen zu entfernen ist. Bei (erneutem) Erhitzen wird sie aber flüssig und beim Auftragen von Zinn durch das Zinn verdrängt, so dass an sich keine Nachteile entstehen.


    Sind die Verzinnungsarbeiten abgeschlossen, müssen die Flußmittelreste durch Abschleifen entfernt werden, um einen sicheren Lackaufbau zu gewährleisten.





    Hier ist der Link zum Film...


    Grüße


    Benjamin

    2 Mal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Hi OnkelB,


    hatte da nicht kürzlich erst jemand die Anleitung vom Korrosionsschutzdepot gepostet? Ansosnten mal bei denen auf die Webseite schauen. (www.korrosionsschutz-depot.de)
    Ob das Zinn tauglich ist, kann ich Dir leider nicht sagen.


    edit: Huch, da war der Ben wieder mal schneller... :D

  • wichtig ist, erst mal einen haftgrund zu schaffen, mit zinnpaste.
    diese auftragen, mit dem brenner erhitzen und dann mit nem
    feuchten lappen das braun/schwarz gewordene flussmittel
    abzuwischen.
    jetzt ist das blech verzinnt und du kannst die stangen darauf
    abschmelzen. schwierig ist es eben nur, die richtige temp zu finden, zwischen
    teigig und flüssig :D


    und dann mit nem öligen holz (hartholz) gleichzeitig glatt streichen...


    die stangen für´n 5er hätt ich mitgenommen :O

  • Gedankenübertragung direkt auf den Rechner - Tastatur ist altmodisch! :D

  • danke, sehr ausführlich! es war wahrscheinlich einfach zu kalt in der halle, hab das im winter gemacht. zinn zu schnell erstarrt, dadurch zu heiß gemacht usw.


    wollte nämlich die woche meinen taunus anfangen zu schweißen und es dann besser machen


    tim: die zinnstangen fürn 5er gibt beim harley davidson mann, der eigentlich auf jeden flohmarkt zw. j/we/ef zu finden ist.


    achso, kannst du mir viell. paar schöne fotos von gestern mailen?


    so, ich muß jetzt los, erstmal schweißgas holen.

  • also wenn du willst, hab bei meinem auch ohne ende verzinnt. hab auch die "säure freie" verzinnungspaste und und und...


    wenn de böcke hast, komm ich mal rum mit dem ganzen zeugs.


    ps: wegen blei/zinn anteil- kommt drauf an wie der neigungswinkel der zu verzinnenden bleche ist- mit mehr blei ist das schöner zu verarbeiten _)


    die temperatur bei der das blei "zäh" ist hat ein breiteres spektrum...


    meld dich einfach wenn du zeit/böcke hast

  • Zitat

    Original von OnkelB
    ;( geht viell. eine gute heißluftpistole auch, da kann ich die hitze knapper regulieren?


    um gottes willen- das bläst nur das zinn weg

  • super, danke für das angebot.
    hab gestern ne gasbuddel zum schweißen gekauft, will nächste woche anfangen meinen gelben blechmäßig zu machen. ist nur ein loch unten am wagenheber, innen im fahrerraum am schweller und die innenradläufe hinten rausschmeißen, das wärs schon.
    ich meld mich dann mal für ne übungsstunde ;-)

  • Och ja, bei der Übungsstunde wäre ich gerne mit dabei. Gebt mir 'n Zeichen, die andern brauchen 's nicht zu sehn.. (Pankow - kennt Ihr die noch?)

  • Muß das sein!? :O Nee klar, sag ich dir Bescheid, wenn wir einen Termin haben, hoffe nächste Woche, Mi. od. Do. wär nicht schlecht. :gruebel:

    Einmal editiert, zuletzt von OnkelB ()

  • Klingt gut, ich freu mich schon drauf!
    Mir wäre es von der Zeit her recht, wenn wir das nach 17:00 h machen könnten. Im Notfall läßt es sich aber arrangieren, auch früher vorbeizukommen.